Als unsere Tochter anfing zu krabbeln und sich längere Zeit auf dem Boden kniend mit ihrem Spielzeug beschäftigte, mussten wir uns die Frage stellen, welchen Wärmeschutz wir in ihr Kinderzimmer legen. Wir wohnen nämlich im Erdgeschoss, unter uns befinden sich kalte Kellerräume und die Vormieter hatten überall Fliesen oder Laminat verlegen lassen. Ohne Hausschuhe hat man bei uns nach 3 Minuten eiskalte Füße. Keine besonders gute Voraussetzung für kleine Erkunder auf Bodenexpedition.
Sollte ja nicht so schwer sein, dachte ich. Übergangsweise legte ich einen bereits vorhandenen Hochflorteppich in die Mitte ihres Zimmers. Zusätzlich erstand ich einen Schafwollteppich und ein warmer Platz war geschaffen… Denkste!
Warm war er schon, aber ziemlich giftig! Das war uns gar nicht bewusst gewesen. Damit beschäftigte ich mich, als wir zusätzlich im Flur Teppich über die Fliesen verlegen wollten. Oh weh. Ich kann euch sagen, das erste was ich gemacht habe war, beide Teppiche sofort aus ihrem Zimmer zu nehmen.
Aber keine Sorge, es gibt auch ökologisch und gesundheitlich vertretbare Alternativen und die will ich euch jetzt vorstellen:
- Die außergewöhnliche Variante: Korkboden
- Die schnelle Variante: Ökologisch einwandfreier Teppich
- Die Luxusvariante: unbehandeltes Echtholz-Parkett
Korkboden:
Vorteile:
- Korkböden halten die Wärme richtig toll.
- Die Rinde der Korkeiche liefert den nötigen Kork für unsere Böden. Das Schöne, die Bäume werden regelmäßig geschält und nicht gefällt, so dass die Rinde wieder nachwachsen kann.
- Antistatisch, ganz wichtig, denn Aufladungen (Mini-Schläge) sind für unsere Körper nicht angenehm und je mehr Aufladungen in unseren Räumen zusammenkommt, desto ungesünder wird das Raumklima. Mehr dazu findet ihr in unserem Artikel „Ich bin geladen!“
Nachteile:
- Kork ist weicher als Holz und euch muss klar sein, dass eure Möbel sich in diesem Boden verewigen werden.
- Die Optik ist Geschmackssache und bunt wird er nicht, außer die Kids bemalen ihn mit Wachsmalstiften ?
Zu beachten:
- Damit aus Kork Platten werden, benötigt es Bindemittel, zur Farbgebung teilweise auch Farbmittel. Die gibt es auch in ökologisch einwandfreier Qualität bzw. unbehandelt. Daher immer genau lesen, bevor ihr euch für ein Produkt entscheidet. Klick-Parkett hat den zusätzlichen Vorteil, dass es ohne Leim mit eventuell schädlichen Lösungsmitteln verlegt werden kann. Unbehandelter Boden muss dann allerdings noch geölt werden. Dafür gibt es verschiedenen Öle auf Naturwachs-/ Naturharzbasis und Leinölgemische.
Teppich:
Vorteile:
- Er fängt herumwirbelnden Staub ein und senkt damit das Allergierisiko. Das gilt natürlich nur für einen regelmäßig gesaugten Teppich (2x pro Woche).
- Er ist kuschelig weich und lädt zum Spielen und Herumraufen ein
- Er kann farbliche Akzente setzen
- Er hält Kinderfüße und Kinderpopos warm
Nachteile:
- Enthält der Teppich Kunstfasern, sind diese Teppiche zwar ziemlich strapazierfähig und pflegeleicht, aber die Fasern können durch Abnutzung abbrechen, in die Luft gelangen und eingeatmet werden (das war unser erster Teppich, besonders kritisch, wenn die Kindernase beim Krabbeln und Draufliegen direkt auf einen solchen Teppich gebettet ist!)
Dazu gehören: Polyester (PET), Polypropylen (PP), Polyacryl (PA), Kunstfaser Polyamid. Nun bin ich leider (oder glücklicherweise) kein Chemiker (mit mir und Chemie ist ab der 9. Klasse irgendwas falsch gelaufen… ?), daher kann ich folgendes nur wiedergeben und weder den Wahrheitsgehalt prüfen, noch eine Stellungnahme dazu kundtun. Beim Kauf unseres neuen Teppichs wurde mir von einem scheinbar versierten Teppichverkäufer berichtet, dass es zwischen PP und PA einen Unterschied gibt. Während PA leicht und fein bricht, wenn man darüber geht und somit in die Luft geschleudert wird, verhält es sich mit PP ein bisschen anders. Die Fasern seien stärker und blieben liegen, wenn sie brechen, so dass sie einfach weggesaut werden können. Vielleicht ist ein Chemiker/Chemikerin unter euch und kann uns das bestätigen? Wäre wirklich mal interessant zu wissen…
- Eventuelle chemische Ausdünstungen bringen Schadstoffe in die Luft und erhöhen das Allergierisiko. Hierzu gab es mal einen Testbericht, in dem geschrieben stand, dass man Teppiche, die nach 10 Wochen noch riechen und ausdünsten, zurückbringen soll. Ich behaupte mal ganz dreist, dann hat man den Großteil der Schadstoffe bereits intus…. Bitte, wartet NICHT so lange bzw. kauft erst keinen „Stinker“!
- Oft sind Teppiche noch zusätzlich behandelt: Antistatisch werden sie entweder durch eingewebte Kupferfasern, was die sinnvollere Variante ist, oder aber sie werden mit Ameisensäure und Ammoniumverbindungen eingesprüht. Schmutzabweisend werden sie z.B. durch FCKW oder Glykolethern. Es können sogar Mittel gegen Bakterien und Pilze zum Einsatz kommen. Hier ist nur sicher, wer liest!
So seid ihr sicher bei der Teppichwahl:
- Achtet auf das Öko-Tex Siegel, dieses verbietet z.B. Azo-Farbmittel, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Cadmium, Nickel sowie weitere gesundheitsbedenkliche Chemikalien, auch wenn sie noch nicht gesetzlich reglementiert sind.
- Hat ein Wollteppich das Woll- oder IWS-Siegel, wurde MIT Mottenschutzmitteln gearbeitet!
- Sollte euch noch das ETG-Siegel (Europäische Teppichgemeinschaft) über den Weg laufen, dieses sagte aus, ob Pentachlorphenol(PCP) oder Formaldehyd enthalten sind, dieses gibt es allerdings seit 2008 nicht mehr.
- Die Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden (GUT) erklärt mit dem GUT-Gütesiegel, dass Asbest, FCKW, Azo-Farbstoffe, Vinylchlorid, Pestizide, Formaldehyd und Pentachlorphenol (PCP) (in Deutschland verboten, kann im Ausland aber noch eingesetzt werden) bei der Herstellung nicht verwendet wurden. Generell soll das Siegel schadstofffrei und geruchsneutral attestieren, jedoch wird Permethrin ausdrücklich – mit Angaben für Höchstmengen – erlaubt! Das TÜV-Siegel entspricht in etwa dem GUT-Siegel.
- Naturbelassene Jute-, Sisal- oder Kokosteppiche sind sehr strapazierfähig, aber meist nicht kuschelig genug fürs Kinderzimmer, testet und fühlt es einfach mal selbst. Achtet auch hier darauf, dass keine Biozide zum Einsatz gekommen sind.
- Denkt bei der rutschhemmenden Beschichtung auf der Rückseite auch daran, aufs Etikett zu gucken! Die rutschhemmende Schicht besteht bestenfalls z.B. aus Naturlatex (schadstofffrei und aus nachwachsenden Rohstoffen) und nicht aus synthetischen Latex auf Rohölbasis! PVC Schichten können Weichmacher wie DEHP enthalten, der in Tierversuchen die Fortpflanzung beeinträchtigt. DEHP kann durch Benutzung in den Hausstaub gelangen und eingeatmet werden.
- Achtet beim Verlegen darauf, dass ihr entweder lose verlegt (z.B. mit doppelseitigem Klebeband) oder mit Haftvlies und nicht mit lösemittelhaltigen Klebern.
- Ein besonderes Augenmerk müssen wir auf die Schurwollteppiche richten. Naturbelassen sind sie eine wärmende, tolle Option. ABER… Motten lieben sie! Wenn ihr also lange Spaß an eurem Schurwollteppich haben wollt, dann überlegt genau, wo ihr ihn auslegt. Großflächig im gesamten Zimmer ist riskant, da sich Motten gerne unter Betten, hinter Schränken, kurz in dunklen Ecken aufhalten, die nicht ganz so gut gesaugt werden. Als kleinerer Teppich im Mittelpunkt des Zimmers ist es unkritisch, da die ständige Benutzung, das gründliche Saugen und der helle Lichteinfall die Motten fernhält. Auf keinen Fall solltet ihr zu mit Mottenschutz behandelten Schurwollteppichen greifen. Hier kommt das Pestizid und Nervengift Permethrin zum Einsatz, das in den USA als krebserregend gilt. In Deutschland wird noch heftig diskutiert. Genau dieser Fehlgriff ist uns Unwissenden übrigens damals mit dem Teppich meiner Tochter passiert. Und neben dem Schock über das Gift, kam dann noch der Ärger dazu, da diese Teppiche ganz und gar nicht günstig sind.
Zu beachten:
- Wenn ihr euch für einen Teppich entscheidet, ist das A und O die Sauberkeit. Ansonsten sammelt sich schnell Staub und Schmutz, ein Paradies für Hausstaubmilben, Motten und manchmal sogar Bettwanzen, die sich nicht nur im Bett, sondern auch auf anderen Textilien heimisch fühlen. Ach ja… da fällt mir ein, einen Blogartikel über Staubsauger muss ich auch unbedingt noch schreiben… ? Stichwort vorab… benutzt bitte einen Staubsauger mit HEPA-Filter. Außerdem empfehle ich je nach Belastung den halb/jährlichen Einsatz eines Teppichreinigungsgerät, das man sich z.B. in Baumärkten oder Drogeriemärkten ausleihen kann. Hier muss man meistens den Reiniger dazukaufen, dann ist der Verleih umsonst. Aber!!! Ich halte nichts von den chemischen Reinigungsmitteln. Die haben bei uns nichts zu suchen! Daher nutze ich einfach lauwarmes Wasser ohne Zusatzmittel und das klappt hervorragend.
Unbehandeltes Echtholz-Parkett:
Vorteile:
- Tolle Wärmedämmung
- Keine Schadstoffe, weder auf dem Boden, noch in der Luft (wenn ohne Leim verlegt wurde bzw. mit schadstofffreiem Leim)
- Antistatisch, ganz wichtig, denn Aufladungen (Mini-Schläge) sind für unsere Körper nicht angenehm und je mehr Aufladungen in unseren Räumen zusammenkommt, desto ungesünder wird das Raumklima.
- Langlebig und abschleifbar
- Das Holz kann weiterarbeiten und seinen „Dienst tun“. Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben und für ein gutes Raumklima sorgen. Mit einer Versiegelung wird das natürlich komplett unterbunden.
Nachteile:
- Im Vergleich zu anderen Optionen recht teuer
- Die Pflege mit regelmäßigen Ölungen ist aufwändiger als z.B. einen Teppich abzusaugen
- Nicht ganz so strapazierfähig wie versiegeltes Holz, das Glas Rotwein kann zur Herausforderung werden… wir haben allerdings bislang alle Malheure mit unseren Bioreinigern entfernt bekommen
Zu beachten:
- Wir haben in Deutschland wunderschöne Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft, bitte lasst keine Hölzer aus dem Regenwald einfliegen
FAZIT:
Es ist wirklich nicht einfach und die EINE Patentlösung gibt es leider nicht. Es kommt sehr darauf an, für welches Zimmer und welche Beanspruchung ihr etwas sucht. Wie hoch euer Budget ist und wie aufwändig die Pflege sein darf. Ob der Boden nur Accessoire oder Wärmespender sein soll. Wie stark euch Schadstoffe Kopfzerbrechen bereiten und ob schon ein Allergiepotential vorliegt.
Ich kann nur für uns reden. Wir haben im stark beanspruchten Flur und in den Bädern Fliesen mit kleinen Baumwollteppichen. Im Wohnzimmer unbehandeltes Echtholzparkett, das Laminat im Schlafzimmer und Büro haben wir gelassen und im hinteren Flur und Kinderzimmer haben wir einen Öko Tex schadstoffgeprüften Teppich. Damit kommen wir gut zurecht.
Wir planen gerade das Kinderzimmer für unsere Tochter und haben uns ebenfalls die Frage gestellt, welchen Boden wir verlegen sollen. Einen nicht-giftigen Boden zu finden ist gar nicht so leicht. Der Vorschlag des Korkbodens hat mich sofort begeistert. Dass die Möbel Abdrücke hinterlassen werden ist für uns zu verkraften und dass es nicht so bunt ist stört uns auch nicht.
Hallo Laura,
stimmt… wenn man sich erstmal intensiv damit beschäftigt, glaubt man gar nicht, wie viele gefährliche und bedenkliche Stoffe gerade auch in Kinderzimmerteppichen verarbeitet werden. Wir freuen uns, wenn wir dir Ideen für eine Alternative vorschlagen konnten. Viel Spaß damit und viele Grüße, Sabine und Katrin
Wir renovieren unsere Wohnung und sind am Überlegen, welche Art von Boden am besten einzubauen. Die Idee von einem Korkboden klingt gut! Daran hatte ich noch nicht gedacht. Ich finde es besonders wichtig, dass es sogar antistatisch ist. Ich werde mich auf jeden Fall darüber informieren, danke!
Hallo Nora. Danke für dein Feedback. Ja, Kork gerät oft in Vergessenheit, obwohl er besonders tolle Vorzüge hat. Vielleicht habt ihr ja ein gutes Fachgeschäft vor Ort, in dem ihr euch die Materialien mal ansehen könnt und euch mal darauf stellen könnt. Das haben wir gemacht. Mit Socken ein paar Minuten auf den verschiedenen Böden stehen und man merkt schon von allein, was einem zusagt 🙂 Wir wünschen euch viel Spaß bei der Renovierung. Deine gesunden Zwerge Katrin und Sabine
Interessant, dass ein Boden aus Kork die Wärme gut hält. Ich will auch einen neuen Boden zuhause verlegen. Vielleicht bestelle ich bald einen Bodenleger.
Schön, dass dir unsere Tipps gefallen. Barfuß fühlt sich so ein Korkboden auch richtig gut an!